© Anton Prock 2013

Heilige Notburga
von Eben am Achensee




Die heilige Notburga von Eben am Achensee

(Dieser Text dient als Grundlage für die Übungen im Schülerteil.)


Hl. Notburga mit einem ArmenVor vielen Jahrhunderten wurde in Rattenberg, das damals zu Bayern gehörte und erst unter Kaiser Maximilian I. zu Tirol kam, ein Mädchen namens Notburga geboren. Notburga war sehr gläubig und half armen und kranken Menschen. Deshalb wurde sie von der Bevölkerung hoch verehrt und sogar als Heilige angesehen. Heilige sind Menschen, die für ihren Glauben leiden und oft sogar sterben müssen oder die sehr fromm leben und deshalb von der Bevölkerung als besondere Menschen Gottes angesehen werden.


In Rattenberg steht an der Hauptstraße das Geburtshaus der Heiligen. Im ersten Stock zeigen sechs Bilder ihre Legende. Auf der Ruine Rottenburg befindet sich eine Notburgakapelle. Die bedeutendste Erinnerungsstätte ist jedoch die schön ausgestattete Notburgakirche in Eben mit zahlreichen Bildern. Heilige erhielten bestimmte Kennzeichen, die man Attribute nennt. Die Kennzeichen der hl. Notburga sind die Sichel, Brote, eine Wasserkanne, Schlüssel und Kornähren.


Um ihr Leben haben sich Legenden gebildet. Als junges Mädchen arbeitete sie auf der Rottenburg nahe Jenbach  als Magd und gab den Armen und Kranken zu essen und zu trinken. Nach dem Tod des alten Grafen Heinrich verbot der junge ihr dies. Sie selbst aß und trank weniger und gab den Rest weiter. Die hartherzige Gräfin Ottilie verfütterte jedoch die Essensreste den Schweinen. Eines Tages traf der junge Graf Notburga und fragte, was sie denn in ihrer Schürze trage. Wahrheitsgemäß sagte sie, dass es sich um Brot und Wein handelte. Als der Graf nachschaute, fand er Hobelspäne und Lauge. Nun musste Notburga die Rottenburg verlassen und ging zu einem Bauern in Eben am Achensee in den Dienst. Er versprach ihr, dass sie beim Läuten der Abendglocke in der nahen Kirche zum Gebet gehen dürfe. Als er sich jedoch nicht daran hielt und Notburga beim Schneiden des GetreidesHl. Notburga länger arbeiten musste, bat sich um ein Zeichen Gottes. Sie warf eine Sichel in die Luft, die an einem Sonnenstrahl hängen blieb. Nun durfte sie zur Kirche gehen.

Auf der Rottenburg waren inzwischen Krankheit und Not eingekehrt. Der junge Graf holte sie zurück und gestattet ihr, sich um die Notleidenden zu kümmern. Notburga gab genaue Anweisungen, was mit ihrem Leichnam nach ihrem Tod geschehen sollte. Die Verstorbene wurde auf einen von Ochsen gezogenen Wagen gelegt. Der Inn teilte sich, als die Ochsen von der Rottenburg durch das Tal und weiter den Kasbachgraben nach Eben zogen. Dort brachten sie die tote Notburga in die Rupertikirche. Im Hochaltar ist ihr Skelett aufbewahrt und die Kirche wird als Notburgakirche bezeichnet.


Das ist eine Legende. Ob Notburga wirklich gelebt hat, das wissen wir nicht, aber viele Gläubige sind davon überzeugt. Jedenfalls haben im Laufe der Jahrhunderte vor allem einfache Leute wie Mägde, Knechte und Dienstboten sowie Arme und Kranke zu ihr gebetet. Heilige bringen unsere Gebete zu Gott und Gott kann uns helfen. Die Notburgakirche ist seit Jahrhunderten das Ziel zahlreicher Wallfahrer.