© Anton Prock 2013
Heilige Notburga
von Eben am Achensee
Leben, Legende und Wallfahrt der hl. Notburga
Es gibt keine historischen Quellen, die auf das Leben der hl. Notburga hinweisen. Es gibt nur eine Legende, laut der sie 1265 als Tochter eines Hutmachers in Rattenberg geboren wurde, als Dienstmagd auf der Rottenburg weilte, später als Magd bei einem Bauern in Eben am Achensee arbeitete, wieder auf die Rottenburg zurückkehrte, 1313 dort verstarb und in Eben am Achensee bestattet ist. Auch ihre Lebenszeit ist nicht bekannt.
Der älteste schriftliche Hinweis auf eine Wallfahrt in Eben am Achensee stammt aus 1434. In einer von Franz Getzner verfassten Schrift zwischen 1461 und 1488 werden zahlreiche Wunder in der Kirche erwähnt. 1590 wird etwa berichtet, dass Wallfahrer jährlich Butterschmalz, Fleisch, Kälber und Wolle opferten. Es gibt auch Nachrichten von wächsernen Votivgaben und von Kreuzgängen von anderen Gemeinden. Der älteste bildliche Nachweis der Heiligen stammt aus dem Jahre 1610 aus einem Bruderschaftsbrief des Archivs in Eben.
Auf einer verschwundenen Vitatafel in der Kirche war der älteste Legendentext aufgezeichnet. Allerdings gibt es zwei Abschriften dieses Textes. Der Haller Damenstiftsarzt Dr. Hippolyt Guarinoni griff um 1622 diese Legende auf und schmückte sie barock aus. Er versuchte, aus der Legende der Heiligen historische Wahrheit zu machen. Im Zusammenhang mit den historisch fassbaren Herren von Rottenburg legte Guarinoni die Lebenszeit der Heiligen fest, doch 1265 als Geburts- und 1313 als Sterbejahr sind frei erfunden.
Zunächst gab es keine offizielle Heiligsprechung, die erst 1862 erfolgte. Am 14. September ist ihr Gedenktag. Immer am Sonntag nach diesem Tag findet eine Prozession mit der Söllerpredigt statt.
Als die beiden Gründe zur Verehrung sind die Sicherung der Feiertagsruhe durch das Sichelwunder und die Barmherzigkeit gegenüber Armen durch die Verteilung von Nahrung zu sehen. Verehrt wurde Notburga vor allem von der ländlichen Bevölkerung (Bauern, Dienstmägde, Knechte), den Dienstboten und den Armen. Diese Verehrung ist heute noch großteils aufrecht.
In dieser Hinsicht zeigen sich starke Parallelen zur hl. Elisabeth von Thüringen, der hl. Radegundis und der hl. Gunthildis, die sich auch vor allem um Arme kümmerten. Alle drei Frauen führten nach den zeitgenössischen Vorstellungen ein gottesfürchtiges Dienstbotenleben. Die Menschen projizierten in diese beeindruckenden Frauengestalten eine Vollkommenheit und es entstand ein wundertätiger Legendenkult. Es handelt sich um volkstümliche Heilige, als Garanten einges Glaubens, den man leicht begreifen und sogar anfassen konnte. Durch diese drei Frauen erfuhren die Menschen direkt göttliche Kraft.
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Legende der hl. Notburga (Beim Anklicken der rot unterlegten Textstellen erscheint ein Bild.) Notburga wurde 1265 als Tochter eines Hutmachers in der Stadt Rattenberg geboren. Sie ging bei Graf Heinrich von Rottenburg in den Dienst und durfte die bei Tisch übriggebliebenen Speisen unter den Armen verteilen. Nach dem Tod des alten Grafen übernahmen sein Sohn Heinrich und dessen hartherzige Gattin Ottilia die Herrschaft. Diese verboten Notburga die Weitergabe der Speisen an die Armen und verfütterten sie den Schweinen. Notburga sparte sich jedoch etwas Essen vom Munde ab. Als sie eines Tages vor den Toren der Burg vom jungen Grafen mit Armen entdeckt wurde, wollte er wissen, was sie in der Schürze trage. Wahrheitsgemäß nannte sie Brot und Wein, doch der Graf fand Hobelspäne und Lauge bzw. Essig. Er bezichtigte sie der Lüge und vertrieb sie von der Rottenburg. Daraufhin ging Notburga zu einem Bauern in Eben am Achensee in den Dienst. Der Bauer erlaubte ihr den Besuch des Gebets nach dem Aveläuten am Abend. Als er jedoch beim Kornschnitt dieses Versprechen brach, bat Notburga um ein Zeichen des Himmels. Sie warf ihre Sichel in die Luft, die an einem Sonnenstrahl hängen blieb. Notburga verließ den Bauernhof, der nun von Krankheit und Not heimgesucht wurde. Inzwischen war auch auf der Rottenburg viel Unglück eingekehrt. Die hartherzige Gräfin Ottilie verstarb in jungen Jahren, ihr Geist musste im Schweinestall umgehen. Der junge Graf Heinrich bereute das Unrecht, das er Notburga angetan hatte, und holte sie auf die Burg zurück. Dort durfte sie weiter den Armen zu essen und trinken geben. Als sie ihren nahen Tod fühlte, ordnete sie an, dass man ihren Leichnam auf ein Ochsengespann legen und sie dort begraben sollte, wo das Gespann stehen bliebe. Die Tiere zogen den Sarg durch den Inn, der sich teilte, weiter den steilen Kasbachgraben nach Eben am Achensee zur Rupertikirche. Dort fuhren sie in die Kirche und kamen mit umgekehrtem Wagen wieder heraus - der Körper Notburgas lag vor dem Altar. |
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