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Heilige Notburga
von Eben am Achensee




Tirol im 13./14. Jh. - Land der Burgen

Burg Hocheppan in SüdtirolAlttirol (Nord-, Ost- und Südtirol) war im Laufe seiner Geschichte schon immer ein wichtiges Durchzugsland, stellten doch die Alpen ein natürliches Hindernis für den Verkehr zwischen Mittel- bzw. Nordeuropa und Südeuropa dar. Die Hauptverkehrswege bildeten die großen Alpentäler: Inn-, Wipp-, Etsch-, Eisack und Pustertal mit den wichtigen Übergängen Brenner- und Reschenpass. Entlang dieser Transitrouten ließen die Landesfürsten zur Sicherung und Verteidigung zahlreiche stark befestigte Burgen errichten.

Burgen sind bewohnte Wehrbauten, gBurg Matzen bei Brixleggrundsätzlich auf Felsvorsprüngen und Hügeln errichtet und zumindest an drei Seiten von steilem Gelände umgeben. Von einer Seite führte meist ein bewehrter Zugang zur Anlage. Man spricht von Höhenburgen. Ein Beispiel dazu ist etwa die Rottenburg, auf der Notburga als Dienstmagd tätig war. Burganlagen direkt im Tal gibt es in Tirol kaum. Auf den Burgen wohnten die Grafen mit ihrem Gefolge. Meist handelte es sich dabei um niedere Adelige im Dienst der Tiroler Landesfürsten bzw. der Bischöfe. Diese Ministerialen verwalteten einen kleinen Bezirk, sorgten für Ruhe und Ordnung, sprachen Recht, trieben die Steuern ein und stellten bei Bedarf Soldaten.

Die wichtigsten Bauteile einer Burg sind Vorburg und Hauptburg mit zinnenbewehrten Mauern, Tortürmen und Zugbrücken, verschiedene Höfe, Bergfried als höchster und am stärksten befestigter Turm, Palas als Wohngebäude, Kemenate als Wohnteil der Familie, Küche, Kapelle, Wendeltreppen, Gerichtssaal, Gefängnis, Rüstkammern, Stallungen, Wirtschaftsgebäude, Werkstätten u. a.

Bergfried (links) von Burg (Schloss) TirolBurgen waren auch oft Gerichtssitze, vertreten durch die Autorität eines Richters und eines Pflegers. Auf Burgen waren Gefängnisse, wurden Schriftstücke, Archivalien und Geld verwahrt, der Landesfürst konnte dort Unterkunft beziehen. Burgen dienten aber auch als Stützpunkte für Jagdausflüge, waren Zentren für Musik, Literatur und bildende Kunst, denkt man etwa an die Minnesänger und an die Ausgestaltung so mancher Burg mit Malereien. Kapelle der einstigen Burg Aufenstein bei Matrei am Brenner

Um den Wohnkomfort war es grundsätzlich schlecht bestellt. Da Burgen aus Steinen und Holz bestanden, bedeutete das vor allem in der kalten Jahreszeit ein ungemütliches Leben. Die Wände waren kalt, es war windig und zugig. Der Weg zur Burg führte vom Tal meist steil hinauf und war beschwerlich. Alles Benötigte musste hinauftransportiert werden. Wegen der Sicherheit ließen sich in der Nähe von Burgen gerne Menschen nieder und so konnten auch Siedlungen entstehen. Manche Städte entwickelten sich sogar aus Burgen, worauf der Begriff „Bürger“ noch hinweist.

Im Inntal bestand eines ausgeklügeltes System von Burgen, die sich in Sichtweite voneinander befanden und durch Rauchzeichen (bezeichnet als Kreidefeuer) miteinander verständigen konnten. Viele diese Burgen sind nicht mehr vorhanden.

Auswahl von Burgen im Inntal (noch erhalten oder als Ruinen): Thierberg bei Kufstein, Festung Kufstein, Rattenberg, Matzen, Lichtwehr, Kropfsberg, Rottenburg, Tratzberg, Freundsberg (Schwaz), Sigmundlust (Vomp), Hasegg (Hall in Tirol), Thaur u. a.


Auswahl von Burgen in Nord- und Osttirol